Kauroff und Weil bei der Stiftung HELP e.V. in Garbsen

Am 09.03.2018 war der SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Kauroff (Garbsen/Wedemark) gemeinsam mit Ministerpräsident Stephan Weil bei der Stiftung HELP e.V. in Garbsen.

Hierzu möchte ich gerne auf eine Zitat von Stephan Weil verweisen:

„Vor drei Jahren wäre es noch ein völlig entspanntes Gespräch gewesen. Am Freitagnachmittag war ich zu Gast in einem Gesprächskreis von etwa dreißig türkischen Frauen in Garbsen und wurde sehr freundlich mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Meine Gesprächspartnerinnen leben lange, schon sehr lange in Deutschland, zum Teil dreißig oder vierzig Jahre lang, die jüngeren wurden hier geboren. Aber so gastfreundlich die Atmosphäre war, so wenig erfreulich waren die an mich gerichteten Rückmeldungen.

Seit zwei bis drei Jahren, so lassen sich ganz unterschiedliche Beiträge zusammenfassen, erleben diese Frauen nämlich, wie sich die Stimmung in der Gesellschaft verändert hat. Ob in der Schlange vor der Kasse im Supermarkt oder in der Stadtbahn – sie würden ein Misstrauen spüren, das sie früher nicht gekannt hätten. Eine Frau wünschte sich, dass der Nachbar im Treppenhaus sie wieder anlächeln würde, das hätte er doch jahrelang gemacht. Und warum sie eigentlich für die Politik von Präsident Erdogan verantwortlich gemacht würden, was das mit ihnen zu tun habe. Eine der Frauen fasste es so zusammen: Man habe etwas gegen die Schwarzköpfe.

Es blieb aber nicht bei diesen Momentaufnahmen. Viele meiner Gesprächspartnerinnen haben den Verdacht, dass ihre Kinder schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben als andere. Das ist leider nicht nur ein Verdacht, sondern auch das Ergebnis von verschiedenen Untersuchungen: Wer sich mit dem Namen Yildirim auf eine Stelle bewirbt, hat schlechtere Aussichten auf den Posten als die Konkurrenten Müller, Meier oder Schulze.

Kurz gesagt: Für diese Frauen hat sich ihre Lage in Deutschland in den letzten Jahren spürbar verschlechtert, und das liegt nicht an ihnen. Das Gespräch war auch nicht die einzige Rückmeldung dieser Art, die ich in den letzten anderthalb Jahren bekommen habe. Die Diskussion über Zuwanderung nach der Flüchtlingskrise 2015/2016 und die schlechteren politischen Beziehungen zwischen der Türkei und der Bundesrepublik haben deutliche Spuren hinterlassen. Die Folgen müssen die schon lange in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft tragen, und es geht vielen von ihnen nicht gut damit.

Auch vor drei Jahren gab es manche dieser Probleme, aber erkennbar nicht in diesem Ausmaß. Das ist um so bedauerlicher, als in der Zeit davor nach meinem Eindruck das Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken Stück für Stück immer ein bisschen besser und vertrauensvoller geworden war. Und wenn man genau hinschaut, sind in der Wirtschaft, im Sport und in vielen anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen immer mehr Menschen türkischer Herkunft in herausgehobene Positionen eingerückt. Das ist aber nur die Spitze einer Entwicklung, die unserer Gesellschaft ausgesprochen gut getan hat.

Das neue Misstrauen ist nicht nur ungerecht gegenüber Menschen, wie Sie mir am Freitag begegnet sind, sondern auch ausgesprochen schlecht für unsere ganze Gesellschaft, wenn anstelle von Begegnungen und Vertrauen jetzt mehr Distanz und Mißtrauen die Verhältnisse bestimmen. Umso wichtiger ist es, gute Beispiele zu setzen, Kontakte zu pflegen und vor allem auch überall laut und deutlich zu widersprechen, wenn abfällig geredet oder gar Abgrenzung betrieben wird. Lassen wir uns nicht spalten!“